Geschichte der Hypnose

Die Geschichte der Hypnose ist so alt, wie die Menschheit selbst. Die Bibel ist voll von hypnotischen Suggestionen: Wunder durch Heilung, Der Glaube hat dir geholfen, etc.

  • Die Babylonischen Priester haben schon vor 15 Jahrhunderten mit hypnoseähnlichen Verfahren gearbeitet.
  • Auch bei den Römern und den Griechen gibt es Aufzeichnungen, die solche Anwendungen und Verfahren beschreiben.
  • Die Ägypter verwandten in ihren Schlaftempeln ähnliche Bewusstseinszustände wie die, die wir heute als Hypnose bezeichnen.
  • Die Medizinmänner Afrikas und des präkolumbianischen Amerikas sind ebenfalls mit diesen Möglichkeiten, eine Hypnose einzuleiten - bei ihnen oft als übernatürliche Kräfte - vertraut gewesen.
  • Könige haben durch die so genannte königliche Berührung Krankheiten geheilt.

Unterschiedliche Bereiche und unterschiedliche Formen der Anwendung "Hypnose"

Und so gab es unterschiedliche Bereiche, unterschiedliche Formen der Anwendung dessen, was wir heutzutage als Hypnose bezeichnen.

Im Mittelalter wurde die Hypnose hauptsächlich durch die Menschen, die als Hexen und Zauberer in der Gesellschaft geächtet waren, angewendet. Wurde dann der Schwarzen Magie zugeschrieben und galt eine Zeit lang als ein Werkzeug des Teufels. Tatsächlich ist es so, wenn Sie Berichte von Exorzismus oder Teufelsaustreibungen kennen oder sogar mal als Verfilmung gesehen haben, ist es schon so, dass eine unter Hypnose ausgelebte Panikattacke durchaus einer solchen Teufelsaustreibung ähnelt.

Trotz allem hat die therapeutische Wirkung nichts Schädliches, Teuflisches, Satanisches oder sonst irgendwie Negatives an der Hypnose an Einfluss. D. h. die Hypnotherapie, die in diesem Moment sehr spektakulär aussieht, ist die Abreaktion und die Tatsache, dass eine Abreaktion statt findet, hat sich seit der Teufelsaustreibung vom Mittelalter bis heute nicht geändert. Im Mittelalter wurde das Ganze Teufelsaustreibung genannt. Heute nennen wir das Ganze Hypnosetherapie. Das Ergebnis ist dasselbe. Die Leute waren anschließend damals ebenso geheilt, wie sie heute geheilt bzw. erlöst sind (Symptomfrei).

Trotz allem hat die katholische Kirche seit dem Mittelalter bis heute eine positive Einstellung zu der Hypnose. Wenn sie eine katholische Messe besuchen, werden Sie feststellen, mit einem bisschen aufmerksamen Zuhören, dass die gesamte Messe eine perfekt inszenierte Hypnose ist. Es findet eine - durch die bedächtige Musik - Fixierung statt. Sie haben vorne die Stimme, die choralähnlich geschwungen, eben auch zu einer monotonen Stimme wird. Es finden bestimmte Suggestionen statt, es werden bestimmte Formeln vorgesagt, durch den Priester, die gesamte Gemeinde spricht ohne groß darüber nachzudenken - automatisch - wie in einer Trance, diese Formeln nach. Es werden Rituale durchgeführt. Sie bekommen die Hostie. Und dem Menschen geht es später unter Umständen deutlich besser als vorher.

Menschen, die beten, führen nichts anderes als eine Selbsthypnose durch. Das alles sind unterschiedliche Möglichkeiten, um sich selbst zu hypnotisieren oder um Hypnose im Alltag kennen zu lernen. Beten vor dem Essen ist nichts anderes, als eine kurze Selbsthypnose, um das Essen besser und deutlicher wahrzunehmen. Und den Körper darauf einzustimmen, dass jetzt eben Nahrung zu sich genommen wird.

Im 18. Jahrhundert hat der Wiener Arzt Franz-Anton Mesmer die Hypnose als erster in den wissenschaftlichen Bereich geholt. Er stellte fest, dass der Mensch, wenn er sie mit Eisenstangen berührte, dass er sie dann dadurch von bestimmten Krankheiten heilen konnte. Mesmer nahm fälschlicherweise an, dass er über übernatürliche Kräfte verfügt und er stellte die Theorie auf, dass in jedem Menschen magnetische Energie herrscht. Und wenn diese magnetische Energie in Disharmonie kommt, den Einklang verliert, dann wird die Person krank. Er war der festen Überzeugung, dass er über besonders viel magnetische Energie verfüge, die er dem Patienten weitergeben könne. Und so entwickelte er den Magnetismus.

James Braid, ein englischer Hausarzt brachte die Hypnose in die psychologische Anwendung und verwarf die Theorie von Mesmer. Und da er ursprünglich annahm, Hypnose sei gleichzusetzen mit Schlaf, benannte er diese Form des Bewusstseinszustandes nach dem griechischen Wort "Hypnos" (von Schlaf) Hypnose. Als er später feststellte, dass doch deutliche Unterschiede zwischen Schlaf und Hypnose bestanden, versuchte er diesen Namen wieder zu ändern, aber zu dem Zeitpunkt war es schon zu spät und James Braid hat zu Recht heute in der Geschichte den Platz der Person eingenommen, die den Namen "Hypnose" an sich entwickelte.

Parallel dazu arbeiteten 1895 in Frankreich Hippolyte Bernheim und Ambroise-Auguste Liébeault an der Schule von Nancy ebenfalls mit Hypnose. Auch sie waren in der Lage, ganz außerordentliche Erfolge zu erzielen. Zu der Zeit wurden sogar schon Hypnoseeinleitungen bei Operationen vorgenommen. Das gelang einigen Menschen, vollständige Operationen, z. B. die Entfernung eines Auges nur durch eine Analgesie (Reduktion des Schmerzempfindens) mit Hypnose hervorgerufen wurde. Also eine hypnotische Analgesie.

Dann der nächste, der sich mit diesem Thema intensiver auseinander setzte war Sigmund Freud (Ende 19. Jahrhundert). Der Begründer der Psychoanalyse. Er lernte in seinen früheren Jahren die Anwendung der Hypnose kennen. Verwarf sie aber später wieder, weil er der Meinung war, dass die Therapie nur dann erfolgreich sein konnte, wenn man in der Lage war, den Klienten in eine tiefe Trance zu versetzen und das gelang ihm (naturgemäß) nicht in jedem Fall.

Heute wissen wir, dass:

1. die Tiefe der Trance nicht Ausschlag gebend ist.

2. die Hypnosetiefen von Mensch zu Mensch variieren und zudem während der Hypnose schwanken -  Vergleichbar mit den Wellenbewegungen des Meeres.

Von Europa aus schwappte die Interessenwelle der Hypnose nach Amerika und Anfang 20. Jahrhundert fand sie dort nur vereinzelt Anwendung im klinischen Bereich. Viel mehr Interesse war der Hypnose mehr oder weniger als Stiefkind auf Bühnen- und Showhypnose. D. h. die primäre Anwendung der Hypnose in Amerika Anfang des 20. Jahrhunderts war der Showbereich.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg behandelt man psychosomatische Erkrankungen erfolgreich durch Hypnose, sodass dann anschließend wieder ein vermehrtes Interesse an der Technik entstand. 1958 erkannte die Medizinische Vereinigung Amerikas, Hypnose als ein rechtmäßiges medizinisches Werkzeug an.

Das Interessante an dieser ganzen Entwicklung ist - dass es trotzdem - bis heute nicht möglich war, Hypnose als solches zu definieren. Trotz dieser langen Geschichte der Hypnose. Es ist darüber hinaus auch nicht bis ins Detail gelungen, genau herauszufinden, was während einer Hypnose im Körper passiert. Wenn man sich z. B. vergegenwärtigt, dass bei einem Krebs-Patienten durch bestimmte Suggestionen das Immunsystem angeregt werden kann, die Bildung von weißen Blutkörperchen, die vermehrte Bekämpfung von Tumorzellen, dann kann man "Das" zwar feststellen, aber eben nicht, wie genau diese Hypnose und die Suggestionen auf die körperliche Entwicklung wirkt, was der Ausschlag gebende Punkt dort ist und wie man sich das Ganze vielleicht anders zu Nutze machen könnte.

Hypnose ist ein entspannter Zustand mit erweiterter Aufmerksamkeit, die durch Suggestionen der Konzentration auf einen bestimmten Punkt bei dazu motivierten Personen hervorgerufen wird. Eine Suggestion wiederum ist definiert, als eine unkritische Aufnahme einer präsentierten Anweisung. Jeder von uns wird tagtäglich mit allen möglichen Suggestionen bombardiert in vielen Bereichen, durch suggestive Fragen ("tut es weh?"), die wir von unseren Mitmenschen bekommen, aber hauptsächlich z. B. durch Werbung - so wie im Fernsehen.

Es wäre weitaus weniger effektiv, wenn der Fernsehzuschauer nur durch logisch-rationale Argumentation davon überzeugt werden sollte, dass ein bestimmtes Produkt für ihn das Beste ist. Achten Sie, wenn Sie das nächste Mal Werbung hören, auf direkte (Beispiel: "... ich liebe es ...") und indirekte Suggestionen (Beispiel: "... mehr brauchen Sie nicht!") und Sie werden erstaunt sein, wie fantastisch die Werbetexter oder die Werbeleute die Anwendung solcher Suggestionen beherrschen.

Der Hypnosetherapeut macht sich diese Erfahrungen zu Nutze. Grundsätzlich hat - durch diese ständige Bombardierung mit Suggestionen - jeder von uns eine Grundempfänglichkeit für Hypnose. Jeder ist es eigentlich gewöhnt, weil wir diese Phänomene aus dem Alltag kennen. Der Therapeut bittet daher den Klienten, einen Punkt zu fixieren, der etwa einen halben Meter von ihm weg ist und gleichzeitig erhöht über den Augen - dadurch konzentriert sich der Klient.

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